Samstag, 17. Juni 2017

Das zweite Semester

Natürlich ist wieder viel zu viel Zeit vergangen und ich hatte mir eigentlich vorgenommen wieder etwas regelmäßiger in meinem Blog hier zu schreiben. Naja... für gute Vorsätze ist es ja nie zu spät, auch nicht einen Monat bevor es für mich wieder nach Hause geht ;) Tatsächlich ist man eben einfach doch sehr stark im Unialltag drin und da nun auch endlich einmal die Sonne herauskommt und ein Gefühl von Sommer verbreitet, gibt es natürlich auch vieles, was einen ablenken könnte. So habe ich nun beschlossen mir heute einmal die Zeit zu nehmen ein wenig von meinem zweiten Semester hier in Poznan zu berichten, das nun immerhin auch schon vorbei ist.

Eigentlich wären die Semesterferien zwischen Winter- und Sommersemester ja nur zwei Wochen gewesen -offiziell die Prüfungszeit, aber wenn man keine Klausuren hat, hat man eben frei- doch für mich ging das Semester nicht Mitte Februar sondern erst drei Wochen später los, denn ich hatte die Möglichkeit als Übersetzerin für eine Master-Lehrforschung der Erlanger Universität mit nach Sansibar zu fliegen.

Die Gruppe hatte sich schon im Seminar mit dem Seegrasanbau auf der zu Tansania gehörenden Insel (eigentlich Inseln, denn Sansibar besteht aus Unguja, Pemba und einigen Nachbarinseln, die Forschung fand aber auf Unguja statt) informiert und wollte vor Ort die Seegrasfarmerinnen (es handelt sich hauptsächlich um ein Geschäft für Frauen) befragen und so weitere Erkentnisse gewinnen.

Von Poznan über Berlin und Doha ging es also nach Sansibar, wo ich die Gruppe begleitete und dank meiner Kiswahili-Kentnisse aus meinem Freiwilligendienst in Morogoro auf dem tansanischen Festland, hoffentlich auch weiterhelfen konnte. Auch persönlich hat mich die Veranstaltung und das Übersetzen natürlich weitergebracht und ich hatte die Möglichkeit auch diesen halbautonomen Teil Tansanias einmal kennen zu lernen.


Seegrasfeld auf Sansibar


Mit 7kg mehr Gepäck als auf dem Hinweg -zum Glück dürfte ich zwei schwere Gepäckstücke mitnehmen- ging es wieder zurück, diesmal über Dar es Salaam, Amsterdam, Berlin und dann wieder per Zug nach Poznan und schon am nächsten Tag wäre morgens Polnischkurs gewesen. Ja, ich habe mich tatsächlich dazu entschlossen auch im zweiten Semester weiter mit dieser Sprache zu kämpfen!

An besagtem Montag musste ich dann aber doch ausschlafen und kam so erst am Mittwoch in den Genuss zu erfahren, wie viel man in drei Wochen von einem Sprachkurs verpassen kann und wie viel man vergisst oder plötzlich mit Kiswahili vermischen kann.








Montag und Mittwoch hatte ich morgens also den weiterführenden Polnischkurs in diesem Semester und das war wirklich anstrengender als ohnehin schon gedacht, denn die Teilnehmer hatten teilweise ganz unterschiedliche Level. So mancher lebte schon seit 10 Jahren in Polen und will nun die Sprache lernen, eine andere hatte schon 1,5 Jahre Unterricht, wurde aber bei einer Prüfung für diesen Kurs eingestuft. Und irgendwie fühlte ich mich mit meinen mickrigen 5 Monaten Sprachkurs ein wenig falsch, aber naja... ich habs versucht.

Montag nachmittags musste ich dann noch einmal die halbe Stunde Fahrt zur geographischen Fakultät auf mich nehmen, da ich ein Seminar mit dem Titel Water management in the far east countries besuchte. Far east countries war dabei vielleicht ein wenig übertrieben, letztlich ging es nur um China aber da der Dozent dort selbst schon einige Jahre gelebt und gearbeitet hat war nicht nur das Thema an sich sondern auch seine Erzählungen sehr interessant. 

Außerdem hatte ich bis etwa Mitte Mai jeden Dienstag ein Seminar, das sich Climate Change nannte und folglich vom Klimwandel handelte. Neben Informationen zum wissenschaftlichen Hintergrund des Klimawandels waren auch Präsentationen von allen Teilnehmenden hier Bestandteil der Veranstaltung. Da das Seminar aber nur für die Hälfte des Semesters angesetzt war, habe ich es mittlerweile schon abgeschlossen.

Dennoch hatte ich ab Mitte Mai dann nur jeden zweiten Dienstag frei, denn alle zwei Wochen fand weiterhin am Nachmittag das Seminar African Politics statt, welches der gleiche Dozent veranstaltete, dessen Kurs über die politische Geschichte des Kongo mich im letzten Semester schon begeistert hat. Das Seminar ist so konzipiert, dass nur alle zwei Wochen Anwesenheitstermine stattfinden und der restliche Seminarstoff über eine Onlineplattform gelernt werden sollte, inklusive Hausaufgaben um zu überprüfen, ob dies denn auch geschehen ist.



Wand mit Ziegeln aus Ton und Stroh
Außer Polnisch musste ich am Mittwoch auch Abends zu einem Seminar an die Uni, zumindest noch bis vor ein paar Wochen denn auch dieses Seminar endete ein wenig früher als das Semester. Ecotourism lautete hier das Thema, das Seminar war eher dem Tourismusstudium hier zuzuordnen und ich habe es vor allem aus Interesse belegt, denn mit meinem Studium hat es nicht unbedingt viel zu tun. Bestandteil dieser Veranstaltung war auch ein Ausflug zum Ecocenter des ICPPC (International Coalition to Protect the Polish Countryside) in der Nähe von Krakau.

Beeindruckend war dabei nicht nur das Leben der Betreiber quasi als Selbstversorger sondern auch die Bauweise der Unterkünfte, die zu einem Großteil Häuser aus Ton und Stroh sind und die Tatsache, dass dieses ländliche Leben mit neuesten Technologien verknüpft ist um trotzdem den Lebensstandard hochzuhalten und autonomes Leben zu ermöglichen. So wird der Strom selbst produziert, eine Kläranlage reinigt das Wasser und die vegetarischen Speisen kommen vom eigenen Feld. Eine wirklich interessante Erfahrung.



Den Abschluss der Woche in diesem zweiten Semester bildete dann ein Kurs namens Race and Racism am Donnerstag Mittag, der von einer Philosphin unterrichtet wurde. Es gab jedes Mal einen langen Text zu lesen über die Woche, der dann im Seminar gemeinsam mit mehr oder weniger großem Erfolg besprochen wurde.

Aber nun ist das alles auch vorbei, kein Unialltag wartet hier noch auf mich in Poznan, tatsächlich habe ich am Freitag meinen letzten Essay abgegeben und warte nur noch auf die letzten Noten. Dann heißt es nicht nur Packen, Abschied nehmen und die letzten Tage in Poznan genießen, sondern auch wieder ein paar Dokumente zusammen sammeln, fast wie nach meiner Ankunft im Oktober.