Mittwoch, 12. Oktober 2016

Sightseeing, Party und Co - Die Orientierungswoche

Die erste Woche hier in Poznan wurde von der ESN-Gruppe, einem Netzwerk von/für Erasmusstudenten hier an der AMU (Adam Mickiewicz - Universität) mit einem bunten Programm gestaltet. Neben verschiedenen Touren fanden dabei vor allem einige Partys statt.

Nachdem es am Montag Nachmittag zunächst mit der offiziellen Begrüßung in der Aula des Hauptuniversitätsgebäudes sehr formell losging, bei der die wichtigsten Persönlichkeiten der Universität und des Erasmusprogrammes dort in ihren Reden vor allem den Mut und die Entscheidung der ausländischen Studierenden lobten, sich auf ein Jahr mit Erasmus in Poznan einzulassen, wurde die offizielle Atmosphäre beim anschließenden Empfang mit Häppchen im Foyer dann etwas aufgelockert. Schnell fanden sich die ersten Grüppchen zusammen -meist zunächst noch nach Land bzw. Sprache sortiert- und es ist auch gar nicht so schwer schnell ein Gespräch anzufangen: "Wie heißt du?", "Woher kommst du?", "Aus welcher Stadt genau?", "Wo ist das?", "Was studierst du?" und natürlich "Wie heißt du nochmal?" - so liefen die ersten Dialoge meist ab. Insgesamt über 400 Erasmusstudenten gibt es in diesem Semester wohl alleine an der AMU, die zwar die größte der insgesamt sechs Universitäten in Poznan, aber eben nicht die Einzige ist.

Die Universität
Das Hauptverwaltungsgebäude der Universität am Rande des Stadtzentrums mit der Statue des Namensgebers Adam Mickiewicz, einem berühmten polnischen Nationaldichter, direkt davor
Die Begrüßungsreden wie auch der Stehempfang im Anschluss waren dabei von einem kontinuierlich vor sich hin wummernden Bass begleitet, denn zur gleichen Zeit fand auf dem Platz und dem Park vor dem Gebäude die Großdemonstration gegen eine Verschärfung des Abtreibungsgesetzes statt, zu der trotz strömendem Regen massenweise schwarz gekleidete Menschen kamen. Dass diese Demonstration erfolgreich war, konnte man dann einige Tage später ja auch in deutschen Medien mitbekommen.

Für uns Erasmusleute stand am Abend dann schon die erste Feier der Orientierungswoche auf dem Programm, die von den Leuten der örtlichen ESN organisiert wurde. Beim Eintreten in den Club, der an diesem Abend vor allem von den ausländischen Studierenden gefüllt war, bekam jeder die Flagge seines "Heimatlandes" auf die Wange gemalt, was es noch leichter machte Leute der eigenen Nation kennen zu lernen oder diesen auszuweichen ;)

Bei dieser Gelegenheit bekam man auch die Möglichkeit ersten Kontakt zu polnischem Bier oder auch zur polnischen Polizei zu bekommen, denn in Polen ist es gesetzlich verboten in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken. Gut, dass ich mich vorher informiert und meine Flasche vor dem Weg zur Tram im Club gelehrt hatte, so konnte ich von den Fehlern eines Mitstudenten lernen, der sich eine Verwarnung einhandelte.

Im Laufe der gesamten Woche standen weitere Punkte auf dem Programm, einige davon, wie einen Pub Crawl, eine Tour zum Fußballstadion und in die Lech Brauerei sowie in ein Museum konnte ich dabei allerding nicht besuchen, da man hier zuvor eines von nur 100 "Orientation Week Packages" hätte ergattern müssen (bei 400 Erasmusleuten insgesamt).
Brunnendenkmal
Eindrucksvoller Brunnen - auf einem Steg kann man sogar in der Mitte hindurchlaufen

Ein Einzelticket für die Citytour hatte ich mir jedoch gesichert und so war ich froh, dass am Dienstag dann die Sonne schien, während wir durch das Zentrum der Stadt geführt wurden.
Dabei hat Poznan eine Menge wunderschöner Ecken, Gebäude, Parks und Statuen zu bieten, die man so zunächst einmal nicht vermuten würde.
Mitten auf dem Hauptmarkt, einem der bekanntesten und schönsten Plätze Poznans befindet sich auch das Bambergermuseum, dass nach einer Gruppe Menschen aus Bamberg benannt ist, die nach Poznan "auswanderten". Eine Statue vor diesem Museum (siehe rechts) zeigt die typische Kleidung dieser Bamberger Frauen damals. Dabei trägt die Dame kein Wasser, sondern Wein mit sich, denn die Statue stand ehemals vor einem Weinladen.



 Ein ganz besonders witziges Wahrzeichen der Stadt sind die beiden Ziegenböcke. Sie findet man nicht nur in dieser Statue in Mitten der Stadt (siehe links) und in den zahlreichen Souveniergeschäften, sondern jeden Tag um 12Uhr Mittags kommen zwei Ziegenböcke aus der Spieluhr im alten Rathaus und schlagen ihre Köpfe zusammen. Das ganze geht auf eine Legende zurück, von der es mittlerweile zwei Versionen gibt. Eine davon ist, dass durch das laute Meckern der Ziegen Poznan einst vor einem großen Feuer gerettet werden konnte, weil die Bewohner so auf die Flammen aufmerksam wurden.

Natürlich hat Poznan noch einiges mehr zu bieten, aber von so einer Stadtführung merkt man sich ja nicht immer alles und ich habe ja auch noch ausreichend Zeit, um die Stadt weiter zu besichtigen.

Durch das kalte Wetter der ersten Woche angeschlagen ging ich nicht zu jeder der von der ESN veranstalteten Partys, denn da gab es jeden abend eine neue in einem der zahlreichen Clubs der Stadt. Die Tramparty mit anschließender Afterparty ließ ich mir jedoch nicht entgehen, diese Feier fand in einer eigens gemieteten alten Straßenbahn stadt, die uns durch die Stadt fuhr. Ein sehr durchrüttelndes aber witziges Ereignis. Da wie bereits erwähnt Alkohol in der Öffentlichkeit ja verboten ist, hatte zu dieser Party jeder eine Flasche Saft dabei, die meist sehr auffällig nach Wodka oder anderem hochprozentigem roch ;).

Aufgrund des regnerischen Wetters fiel ein geplantes Piknik am Samstag zusammen mit den Mentoren leider aus und so freuten sich alle ganz besonders auf das sogenannte Eurodinner am Sonntagabend. Hier sollte jeder ein Gericht aus dem eigenen Land mitbringen, sodass vor Ort eine große Auswahl an internationalen Speisen zur Verkostung bereitstand.

"Thats the german Semmelknödel... it's hard to translate!"
Zusammen mit einer anderen Deutschen, die ich auf einer der ersten Veranstaltungen kennen gelernt hatte, erprobte ich die Kapazitäten der Wohnheimsküche, indem wir Semmelknödel mit einer Pilz-Sahne-Soße machten. Beides gelang sehr gut und konnte auch in der Straßenbahn gefahrlos bis zum Eurodinner transportiert werden. Dort waren die Knödel, die wir extra kleiner gemacht hatten um mehr davon anbieten zu können, kurze Zeit nach der Freigabe des Buffets alle auf Tellern oder schon in Mägen verschwunden und scheinen ganz gut angekommen zu sein, auch wenn es schwieriger als gedacht war auf englisch zu erklären, was Semmelknödel eigentlich sind.




Nur einer der vier Tische beim Eurodinner

Insgesamt gab es eine sehr große Auswahl unterschiedlicher Speisen und stellenweise fast zu wenig Platz um die vier großen Buffettische, sodass man schon Glück haben musste etwas von den besonderes Spezialitäten zu bekommen. Satt wurde man jedoch auf jeden Fall und natürlich hatten wir auch schon von unseren Semmelknödeln nach dem Kochen probiert gehabt um uns von deren Qualität zu überzeugen.

Mit dem Eurodinner endete auch die Orientierungswoche, die ESN wird jedoch auch weiterhin Partys und andere Events veranstalten und bietet unter anderem auch Reisen in andere polnische Städte an. Ich werde sehen, wo ich noch mitmachen möchte, zunächst erhole ich mich wie der Rest der Teilnehmer noch von dieser Woche, denn wo man hinsieht begegnet man schniefenden Erasmusleuten, für Oktober ist es einfach doch etwas kalt und die Partys haben doch mehr Schlaf gekostet als gedacht :)