Es stand ja eigentlich schon seit zwei Monaten fest, dass ich am 30. September um 4:30 Uhr aufstehen muss, um mich in den Zug um 5:05 zu setzen, der mich dann nach zweimal umsteigen in Nürnberg und Berlin nach Poznan bringt. So packt man also seine Sachen, schnappt sich seinen riesigen lila Koffer mit gefühlten 25kg und den Backpakerrucksack, der auch nicht gerade ein Fliegengewicht ist und schon geht die Reise los. Irgendwann beim Einsteigen in den Berlin-Warschau-Express habe ich dann glaub ich kapiert, dass es nicht nur eine Urlaubsreise wird.
Anzeigetafel für den Berlin- Warschau - Express |
Trotzdem ist es seltsam, wenn man dann die polnische Grenze überquert, der Zug erst einmal anhällt, weil die Lok ausgetauscht wird und plötzlich alles polnisch ist. Bis zur Grenze gehört der Zug zur deutschen Bahn, samt Personal und Co und in Polen dann zur polnischen Bahn - die Verteilen sogar gratis Wasser! So ging es dann langsam gen Poznan, das im deutschen auch als Posen bekannt ist.
Dort angekommen wurde ich von meiner polnischen Mentorin Gosia abgeholt und zu meinem Wohnheim gebracht. Um nicht in einem 10qm Doppelzimmer mit unbekanntem Mitbewohner zu landen, hatte ich mich vorab um ein privates Wohnheim gekümmert. Das liegt etwa 15 Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt. Dort wurde ich von einem etwas gestressten Herren empfangen, der mir im Eildurchlauf das Zimmer zeigte und den Vertrag vorlegte - gut, dass ich den schon zuhause gelesen hatte.
Nachdem der Herr gegangen war und ich aus der Küche zwei Stimmen hören konnte, nahm ich also all meinen Mut zusammen um mich meinen neuen Mitbewohnern mal vorzustellen. Das Wohnheim kann man sich eher wie eine Ansammlung von WGs vostellen, bei der sich 5-11 Personen eine Wohnung mit Einzel- und Doppelzimmern, Bädern und einer Küche teilen. Bei dem engen Zusammenleben ist es also natürlich gut, wenn man sich mit den anderen Leuten versteht. Und genau hier lag mein Problem: Schon nach wenigen Sätzen wurde klar, diese studentischen Mitbewohner können kein Englisch. Da sich mein Polnischvokabular auf "Jestem Verena. Jestem z Niemiec", also etwa "Ich bin Verena aus Deutschland" beschränkte und ich auch daraufhin keine Reaktion erntete wurde schnell klar, dass es hier zu Problemen kommen konnte.
Wie schwer es ist mit Leuten zusammen zu leben, mit denen man sich nicht unterhalten kann, hat schon das erste Wochenende gezeigt, an dem ich auch viel in der Stadt unterwegs war und schon erste Erasmusleute kennen lernen konnte, die in einem benachbarten Wohnheim lebten. Schnell wurde mir klar: Ein ganzes Jahr lang halte ich das nicht aus.
Mein "altes" Zimmer. Es gab noch einen Schrank auf der linken Seite und ein Regal rechts neben dem Eingang. |
Am Freitag, also vorgestern geschah dann doch ein kleines Wunder: Ein erneuter Besuch bei der Wohnheimsleitung ergab, dass nur zwei Stunden zuvor ein Einzelzimmer im Neubau im Hinterhof des Wohnheims freigeworden war. Kurz darauf hatte ich einen Besichtigungstermin und entschied mich ohne zu zögern für das neue Zimmer, dass wohl alleine schon 3-4 Mal größer ist, als das alte und trotzdem gleich viel kostet.
Das neue Zimmer - Blick vom Eingang aus |
Das neue Zimmer - Blick vom Fenster auf die Tür und das Bett |